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Ein tragischer Tod ereignete sich am Samstag, den 13. Juni, als ein Elefant aus dem Zirkus Luna in Buchen ausriss und einen 65-jährigen Spaziergänger lebensgefährlich verletzte. Lauf FR 1  habe die Polizei noch nicht den genauen Tathergang und wie der Elefant aus dem Zirkus entkommen ist, ermittelt.

Eines ist jedoch klar: Dem Zirkus Luna und den staatlichen Institutionen (Veterinärämtern und Polizei) war die Gefahr nicht unbekannt! Denn die Elefantenkuh „Baby“, die laut SWR 2 3  in der Manege unter dem Namen „Benjamin“ auftrete, stehe seit Jahren bereits im Zentrum amtlich erfasster Tierschutzanzeigen* und gewalttätiger Angriffe. 2010 beispielsweise habe der afrikanische Elefant bei einem Fototermin einen Vater mit dessen neun Monate altes Kind in die Luft gewirbelt und beide schwer verletzt. 2012 traf es ein 12-jähriges Kind. Die Anzeigen gegen den Zirkus seien fallen gelassen worden.

So tragisch der Tod und die Verletzten sind, so tragisch ist auch das Leben des Elefanten „Baby“. Der freien Wildbahn und dem Familienverband entrissen, müsse die Elefantenkuh Tag ein Tag aus Kunststücke für den Menschen vorführen – sogar Bewegungsabläufe, die Elefanten niemals in der freien Wildbahn vollbringen, wie etwa den Kopfstand. Laut einer Tierschutzorganisation* 4 werde „Baby“ tagelang in einem kleinen Zelt ohne Beschäftigungsmöglichkeiten und ohne Trinkwasser untergebracht. Die typisch daraus resultierende Verhaltensstörung, das Weben, bestätigt diesen Vorwurf. (In Quelle 3, Video, Minute 1:41 ist das Weben sehr gut zu sehen.)

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Es ist eindeutig, dass der Elefant hier nicht der Übeltäter ist. Vielmehr findet die Aggression im jahrelang ertragenen Trauma durch die Langeweile in Gefangenschaft, in der Trennung von seinen Artgenossen sowie im Zwang der Dressur und in der Gewalt, die jedes Tier* erleidet, wenn es von einem freien zu einem Zirkustier* gemacht wird, ihren Ursprung. So ist es nicht verwunderlich, dass der Elefant die Umstände nicht mehr ertragen hat und Widerstand zeigte, aus der Gefangenschaft flüchtete. Tierfänger_innen*, Dompteur_innen und Zirkusmitarbeiter_innen haben den Elefanten in diese Lange gebracht und machen diese und viele weitere Tiere*, wie Pferde, Kamele und Bären, zu „tickende[n] Zeitbomben“ 5.

Der Zirkus Luna, habe laut SWR 6 zunächst alle Vorstellungen abgesagt. Unklar bleibe, was mit dem Elefanten geschehen solle. So werde er entweder getötet oder an einen Zoo verkauft. Beide Ausgänge sind inakzeptabel! Wir fordern, dass die Ausbeutung von Zirkustieren* im Sinne ihrer eigenen Unversehrtheit und der in Gefahr schwebenden Menschen sofort eingestellt wird. Den einst ausgebeuteten Tieren* steht ein respektables restliches Leben zu, in dem sie weder verletzt noch für die Erwirtschaftung von Profit benutzt werden. Das bedeutet, die Tiere* auszuwildern, die in der freien Wildbahn noch überlebensfähig sind. Für die restlichen traumatisierten Tiere* ist Verantwortung zu übernehmen. Ihnen sollten Lebenshöfe zur Verfügung gestellt werden. Dort können sie in Ruhe leben und sich mit anderen Artgenossen austauschen. Ein hervorragendes Beispiel ist der Elefanten-Lebenshof „Elephant Sanctuary“7, nach dessen Vorbild hier in Europa ebenfalls ein Lebenshof aufgebaut werden sollte.

Dass dieser Ausbruch als Akt der Ablehnung von Gewalt und Ausbeutung, als Verlangen der Freiheit kein Einzelfall ist, zeigt auch unsere Chronik der Vorfälle in Tierzirkussen, die regelmäßig in Frankfurt am Main gastieren.

* Das Sternchen kennzeichnet jedes „Tier“ oder jede Wortkombination damit, welches sich auf nichtmenschliche Tiere bezieht, wobei der Leserlichkeit halber der adjektivische Vorbau „nichtmenschlich“ ausgeklammert wurde.

Fußnoten

  1. [Autor_in nicht angegeben] (2015): Ausgerissener Zirkuselefant verletzt Mann tödlich, in: FR-Online, Jahrgang 2015: http://www.fr-online.de/newsticker/ausgerissener-zirkuselefant-verletzt-mann-toedlich,26577320,30941610,view,asTicker.html [Aufruf: 14.6.2015]
  2. [Autor_in nicht angegeben] (2015): Zirkus-Elefant tötet Spaziergänger in Buchen. Tierschützer warnten jahrelang vor Gefahl, in: SWR Fernsehen: http://www.swr.de/landesschau-aktuell/bw/nach-ausbruch-in-buchen-im-odenwald-zirkus-elefant-toetet-spaziergaenger/-/id=1622/did=15670032/nid=1622/1jyfiev/index.html [Aufruf: 14.6.2015]
  3. [Autor_in nicht angegeben] (2015): Die Vorgeschichte zum Elefanten aus Buchen. SWR-Bericht aus dem Jahr 2011, in: SWR Fernsehen: http://www.swr.de/landesschau-aktuell/bw/swr-bericht-aus-dem-jahr-2011-die-vorgeschichte-zum-elefanten-aus-buchen/-/id=1622/did=15670578/nid=1622/1wips4s/index.html [Aufruf: 14.6.2015]
  4. [Autor_in nicht angegeben] (2015): Die Vorgeschichte zum Elefanten aus Buchen. SWR-Bericht aus dem Jahr 2011, in: SWR Fernsehen: http://www.swr.de/landesschau-aktuell/bw/swr-bericht-aus-dem-jahr-2011-die-vorgeschichte-zum-elefanten-aus-buchen/-/id=1622/did=15670578/nid=1622/1wips4s/index.html [Aufruf: 14.6.2015]
  5. [Autor_in nicht angegeben] (2015): Zirkus-Elefant tötet Spaziergänger in Buchen. Tierschützer warnten jahrelang vor Gefahl, in: SWR Fernsehen: http://www.swr.de/landesschau-aktuell/bw/nach-ausbruch-in-buchen-im-odenwald-zirkus-elefant-toetet-spaziergaenger/-/id=1622/did=15670032/nid=1622/1jyfiev/index.html [Aufruf: 14.6.2015]
  6. [Autor_in nicht angegeben] (2015): Zirkus-Elefant tötet Spaziergänger in Buchen. Tierschützer warnten jahrelang vor Gefahl, in: SWR Fernsehen: http://www.swr.de/landesschau-aktuell/bw/nach-ausbruch-in-buchen-im-odenwald-zirkus-elefant-toetet-spaziergaenger/-/id=1622/did=15670032/nid=1622/1jyfiev/index.html [Aufruf: 14.6.2015]
  7. The Elephant Sanctuary: The Elephant Sanctuary in Tennessee: http://www.elephants.com/aboutSanctuary.php [Aufruf: 14.6.2015]