Offener Brief an Antenne Frankfurt und den Frankfurter Stadtkurier
Um Besucher_innen zu werben, gehen Zirkusse mit Tiernummern gerne Kooperationen mit lokalen Print- und Onlinemedien ein. Unsere Recherche der letzten Monate hat ergeben, dass vor allem der Radiosender „Antenne Frankfurt“ und die Zeitung „Frankfurter Stadtkurier“ für die hier gastierenden Zirkusse mit positiven Beiträgen oder sogar Verlosungen von Eintrittskarten Hörer- und Leser_innen einen Besuch im Zirkus schmackhaft machen wollen. Auf den Plakaten der Zirkusse sind im Gegenzug die Logos beider Unternehmen präsent.
Wir haben dies zum Anlass genommen, beide Firmen auf die Folgen der Ausbeutung in Zirkussen für Tiere und Menschen aufmerksam zu machen und sie auf Ihre Verantwortung, welche sie mit der durch die Medien vermittelten Werbung auf sich genommen haben, hinzuweisen mit der Bitte von weiteren Kooperationen mit Zirkussen mit Tiernummern in Zukunft abzusehen.Der hier veröffentlichte Brief ging postalisch sowohl an:
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Frankfurter Stadtkurier
Elvira M. Gordon-Pusch (Geschäftsführerin)
Gorma Medien GmbH
Niddastraße 54
60329 Frankfurt am Main
Telefon: 069/67 86 555 – 0
Telefax: 069/67 86 555 – 15
Email: info@frankfurterstadtkurier.de
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Sowie an:
Antenne Frankfurt
Stephan Schwenk (Geschäftsführer und Verantwortlicher)
Frankfurt Business Radio GmbH & Co. Betriebs KG
Rüsselsheimer Straße 22
60326 Frankfurt
Telefon 069 – 669 669 669
Fax 069 – 669 669 222
Email: studio@antenne-frankfurt.de
2. Mai 2016
Ihre Kooperation mit Zirkussen mit Tiernummern
Sehr geehrter Herr Stephan Schwenk,
von Dezember bis Januar gastierte der Tierzirkus Carl Busch in Frankfurt, für den Ihr Sender auf verschiedene Art und Weise in der Öffentlichkeit als Medienpartner auftrat und warb. Wir bitten Sie, zukünftig auf solche Kooperationen zu verzichten, da Sie damit ein wirtschaftliches Unternehmen unterstützen, welches Tiere zu Unterhaltungszwecken auf Grund von Profitinteressen ausbeutet.
Tierzirkusse bedeuten immer Leid und Ausbeutung für die Tiere. Ihre Kunststücke bei grellem Licht und lauter Musik beruhen immer auf Zwang und sind niemals freiwillig, sondern konditioniert durch eine mögliche Bestrafung. Zur Dressur wird ihr Wille auf körperlich und psychisch brutale Art und Weise gebrochen, damit sie in der Manege schließlich vorgeführt werden. Zwischen den Vorführungen befinden sich die Tiere auf langen Transportwegen oder verkümmern in kleinen Käfigen ohne ausreichend soziale Interaktion, Bewegung und Beschäftigung. Viele Tiere entwickeln daher – in dieser prinzipiell alles andere als artgerechten Gefangenschaft – Verhaltensstörungen. Auch Menschen werden von Zirkussen ausgebeutet. Viele Angestellte leben und arbeiten ohne gewerkschaftliche Vertretung unter prekären Bedingungen in Zirkussen.
Der von Ihnen beworbene Zirkus Carl Busch stand in den letzten Jahren wiederholt in der Kritik auf Grund seiner Tierhaltung. Es wurden mehrere Anzeigen gestellt und der Zirkus in jüngerer Vergangenheit zur Zahlung zweier Bußgelder verurteilt. Zudem kam es mehrfach zu Ausbrüchen von Tieren des Zirkusses wie beispielsweise 2012 während eines Gastspiels in Frankfurt, als ein Elefant nach Überschreiten der Absperrung von einem Zirkus-Mitarbeiter mit Schlägen zurück in das Gehege gezwungen wurde. Gerade bei den Elefanten und Raubkatzen sind Verhaltensstörungen auch für Laien gut als monotone rhythmische Bewegungen zu erkennen. Selbst der Pressesprecher des Zirkusses gab 2013 in einem Interview zu, dass eine artgerechte Haltung für Tiere in Zirkusse und Zoos nicht möglich ist. Eine ausführliche Auflistung der Vorfälle im Zirkus Carl Busch mit den entsprechenden Quellen haben wir auf unserer Website zusammengestellt:
Wir freuen uns auf eine Rückmeldung und wenn Sie in Zukunft auf solche Kooperationen verzichten. Auch bei Fragen können Sie sich gerne an uns wenden.
Amelie Kütter
von der Kampagne Frankfurt Tierzirkusfrei (Kontakt: http://www.frankfurt-zirkus.org/kontakt/)
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